Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
Mukoviszidose ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, die zu einem Ungleichgewicht im Salz-Wasser-Haushalt der menschlichen Zellen führt. Deshalb enthält der Schleim, der die Zellen bedeckt, bei Mukoviszidose zu wenig Wasser und wird dadurch zäh. Dadurch kommt es zu unterschiedlichen Funktionsstörungen der betroffenen Organe und führt beispielsweise zu Lungenentzündungen.
Dank der hervorragenden Forschung steigt die Lebenserwartung der an Mukoviszidose erkrankten Menschen. Während vor einigen Jahren die wenigsten das 18. Lebensjahr erreichten, ist die Krankheit mittlerweile mit der richtigen, regelmäßig eingestellten Medikation im Erwachsenenalter beherrschbar. In Augsburg sind rund 30 Menschen davon betroffen, wobei immer mehr Patient*innen dazukommen, da auch sie das 18. Lebensjahr überschreiten konnten.
Durch diese Historie bedingt, hat das Josefinum die Erkrankten schwabenweit betreut. Die fachkundige Ärztin hat nach und nach die entwachsenen Patient*innen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, mit einer Ausnahmegenehmigung, der sog. „persönlichen Ermächtigung“ weiterhin betreut und deren Mediakation eingestellt. Diese hat diese Ermächtigung dieses Jahr nicht mehr von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) erhalten. Durch die sehr teuren Medikamente und sehr genaue Mediakation ist die Betreuung der Patient*innen für niedergelassene Ärzt*innen nicht oder nur sehr bedingt möglich, was aber die einzige Konsequenz der Entscheidung der KVB, die Ausnahmeregelung nicht mehr zu gewähren, wäre.
Die Erwachsenen-Ambulanz für Mukoviszidose-Patient*innen in München hat keine freien Kapazitäten.
Die einzig sinnvolle Lösung wäre eine Ambulanz für erwachsene Mukoviszidose-Patient*innen am Universitätsklinikum Augsburg. Die hervorragende und leistungsstarke Pneumologie des Klinikums würde gerne die erwachsenen Mukoviszidose-Patient*innen übernehmen und plant schon seit einigen Jahren eine entsprechende Ambulanz. Die Patient*innen wären dort nicht nur vollumfänglich betreut, sondern könnten auch die Infrastruktur und übergreifenden Fachdisziplinen des Uniklinikums nutzen. Warum ist die geplante Ambulanz noch nicht in der Umsetzung? Weil die kostendeckende Finanzierung und Struktur durch die KVB nicht geklärt werden konnte. Diese argumentiert, dass das Klinikum kraft Gesetzes für die Versorgung zuständig sei und die Kosten selbst zu tragen hätte.
Diese Streitigkeit hat nun dazu geführt, dass die ärztliche Versorgung an den lebenswichtigen und sehr teuren Medikamenten und die regelmäßige Untersuchung für die erwachsenen Mukoviszidose-Patient*innen in Augsburg, der drittgrößten Stadt Bayerns und Versorgungszentrum für Schwaben, nicht mehr gegeben ist. Konkret bedeutet das: Ganz akut während Weihnachten und Neujahr stehen die Mukoviszidose-Patient*innen vor dem Problem keine Folgerezepte für ihre lebenswichtigen Medikamente zu bekommen und auch die Frage, wie es 2021 weitergehen soll, ist nicht gelöst!
Diese Situation ist unerträglich und daher stellen wir folgende
Anträge:
- Das Gesundheitsamt wird beauftragt, uns im zuständigen Ausschuss zu berichten, wie sie Augsburger Selbsthilfe-Gruppen unterstützt, und ein Konzept zu erarbeiten, wie diese Zusammenarbeit verbessert werden kann.
- Die Stadt Augsburg als Mitglied im Aufsichtsrat des Universitätsklinikum Augsburg setzt sich dafür ein, dass eine sachgerechte und vor allem schnelle Lösung gefunden wird. Alle Kontakte und Wege sind zu nutzen, um die Staatsregierung um Hilfe zu bitten, dass sie an eine Weisung an die KVB für klare Verhältnisse sorgt.
Mit freundlichen Grüßen
gez.
Dr. Florian Freund Fraktionsvorsitzender
Dirk Wurm stellv. Fraktionsvorsitzender
Jutta Fiener stellv. Fraktionsvorsitzende
Frederik Hintermayr stellv. Fraktionsvorsitzender
Anna Rasehorn Stadträtin
Dr. Stefan Kiefer Stadtrat
Sieglinde Wisniewski Stadträtin
Christine Wilholm Stadträtin
Gregor Lang Stadtrat
Antrag Mukoviszidoseversorgung in Augsburg