Die Aussagen von OB Weber im Interview in der Augsburger Allgemeine von vergangenen Freitag zum Nahverkehr sorgen für Ärger und Unverständnis bei der größten Oppositionsfraktion im Rathaus.
Dr. Florian Freund, Fraktionsvorsitzender: „Die Aussage der OB, dass die Einzelfahrscheine, sprich: die Fahrpreise für Gelegenheitskunden zu hoch sind, trifft voll und ganz zu. Genau das haben wir vor mehr als drei Jahren kritisiert, als schwarz und grün gemeinsam die umstrittene Tarifreform durchgedrückt haben. Die späte Erkenntnis ist letztlich das Eingeständnis der OB, dass die Tarifreform gescheitert ist und die Tarifreform weder den Nahverkehr gestärkt hat noch mehr Kundinnen und Kunden ins Abo bewegt hat. Jetzt wäre es entscheidend, dass das Schwarz-grüne Bündnis und die OB etwas daraus lernen.“
„Wenn die OB jetzt vorschlägt, den Zonentarif durch einen Entfernungstarif zu ersetzen, zeigt das leider keinen Lerneffekt“, so Freund weiter. „Denn ein Zonentarif ist ja ein Entfernungstarif, in dem man halt bestimmte Entfernungsgruppen zu Zonen zusammenfasst, um das ganze kundenfreundlicher zu machen. Entscheidend ist aber, dass die Regel gilt: Jede Zone eine Preisstufe (ggf. mit Obergrenze), denn nur dann bildet es ja Entfernungen halbwegs linear ab. Genau diese Regel gab es in Augsburg seit 1977 (!) und genau das wurde mit der verunglückten Tarifreform abgeschafft. Augsburg zählt jetzt immer als zwei Preisstufen, unabhängig davon, ob man eine oder zwei Zonen befährt. Über das ganze wurde dann die unselige Kurzstreckenregel, mit diversen Sonderregelungen gestülpt. Dass aber heute ein Fahrgast von Königsbrunn Nord nach Haunstetten-Süd drei Preisstufen bezahlen muss, ist eine Folge des Unsinns – und macht den ÖPNV für das Umland natürlich nicht attraktiver, bemängelt Freund.
Die SPD/ DIE LINKE stellen deshalb erneut die einfache Forderung: Zurück zur alten Tarifierungsregelung – 1 Zone = Preisstufe 1, 2 Zonen = Preisstufe 2 etc. und dann eine Preisgestaltung, die eine Fahrt zum Einkaufen in die Stadt wieder konkurrenzfähig zum Auto und den Parkgebühren macht!
Kritik kommt aus der Fraktion auch zu der Aussage, dass in es in Augsburg in absehbarer Zeit keinen 5 Minuten Takt mehr geben wird. Dirk Wurm, stellvertretender Fraktionschef: „Leider sitzt Frau Weber mit ihrem Aussagen zum Takt im falschen Zug. Die Mobilitätswende gelingt dank Attraktivität und Leistungsfähigkeit im Nah- und Fernverkehr. Nicht durch Taktausdünnung und Fahrpreiserhöhungen. Wer es ernst meint mit der klimaneutralen Mobilität in den kommenden Jahren muss handeln, statt immer nach Ausreden zu suchen. Dies gilt auch für den neuen Hauptbahnhof, die Linie 5 oder die Verkehrsberuhigung in der Altstadt. Alles Maßnahmen, die seit drei Jahren hätten umgesetzt werden können. Schade, dass in Augsburg Stillstand herrscht.“
F.d.R
Michael Egger
Fraktionsgeschäftsführer