Antrag Taktverkürzung

9.3.2022
Augsburg

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

die Stadtwerke wollen offenbar eine Angebotsgestaltung mit einem gestreckten Takt (7,5 Min.) und bedarfsabhängigen Verstärkerzügen bei der Straßenbahn dauerhaft etablieren. Außerdem soll der bei den Buslinien in den Abend und Nachtstunden geltende Takt weiterhin reduziert bei einer halben Stunde verbleiben.

In der Angebotswahrnehmung und -beurteilung durch potentielle Kunden spielen aber Verstärkerzüge so gut wie keine Rolle. Im Hinblick auf die Kundengewinnung sind sie sozusagen „verschenkt“. Je häufiger man aber nachfrageorientiert Verstär-kerzüge einsetzen muss, umso stärker ist dieser Effekt. Wahrgenommen wird nur der regelmäßige, veröffentlichte Takt – und auch der von noch-nicht-Nutzern oder unregelmäßigen Nutzern nur, soweit er merkbar ist. Gerade der 7,5 Min. Takt, der faktisch zu einem springenden 7/8-Minutentakt wird, weil ja nur volle Minuten an-gezeigt werden, hat den großen Nachteil, dass er verwirrt, weil man sich nicht eine bestimmte Abfahrtsminute merken kann. Am besten für die Kundengewinnung sind Takte von 5 Min. und geringer, weil der potentielle Kunde merkt, dass er sich eben keinen Fahrplan merken muss: Er wartet nie länger als max. 5 Min., wenn er zur Haltestelle geht. Hinzu kommt: Je öfter man Verstärkerzüge tagsüber ein- und aus-setzen muss, desto häufiger hat der Verkehrsbetrieb Ein- und Ausrückfahrten, also unproduktive Fahrzeiten (die aber genauso viel kosten wie nutzbare Fahrten).

Aus genau diesen Erkenntnissen hat man in Augsburg seinerzeit das Verstärker-system beendet und den 5-Min.-Takt eingeführt. Begründung: Das dauernde Ein- und Ausrücken kostet am Ende fast genau so viel, mit dem durchgehenden 5-Min.-Takt gewinnen wir aber Fahrgäste (und ein positiveres Image). Das war richtig. Jetzt, also genau dann, wenn man eigentlich dringend neue Kunden gewinnen oder zu-rückgewinnen will, ist daher die „neue“ Strategie der swa völlig unsinnig und un-produktiv. Erstrecht dann, wenn sie auch noch mit Fahrpreiserhöhungen gekoppelt wird.

Ebenfalls völlig unattraktiv sind die Taktzeiten von einer halben Stunde bei den Bussen in den Abend- und Nachtstunden: viele BürgerInnen sind nicht direkt an das Tramnetz der swa angebunden und darauf angewiesen, dass der Anschluss zwischen Straßenbahnen und Bussen klappt. Insbesondere beim Umstieg aus der Tram in den Bus, der ins Wohnviertel fährt, kann es dann vorkommen, dass man des Nachts fast eine halbe Stunde bei Wind und Wetter an einer dusteren Haltestel-le auf den nächsten Bus warten muss, weil der Anschluss zum vorherigen knapp verfehlt wurde. Da fährt doch niemand gerne mit den öffentlichen Verkehrsmitteln!

Antrag:

  1. Die Stadt Augsburg veranlasst die Wiedereinführung des 5-Minutentaktes für alle Straßenbahnlinien durch die swa.
  2. Die Stadt Augsburg veranlasst die (Wieder-)Einführung der durchgehenden Viertelstundentaktes bei allen Buslinien bis zum Betriebsende durch die Stadtwerke. Insbesondere in den Abendstunden wird zudem sichergestellt, dass der Umstieg zwischen Bus und Tram (beiden dann ja im 15-Minuten-Takt) optimal für die Fahrgäste gestaltet wird.

Mit freundlichen Grüßen

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