Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
zu Beginn der Pandemie wurden Pfleger*innen, die über ihrem Limit und unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens Menschenleben retteten, beklatscht und es wurde wieder einmal über die Ausnahmesituation in der Pflege berichtet und diskutiert. Klatschen und das Versprechen, die Pflegebedingungen zu verbessern, reichen nicht mehr aus! Gerade in unserer Vorbildsfunktion als kommunaler Arbeitgeber müssen wir unsere Bemühungen intensivieren.
Schon vor der Pandemie war der Fachkräftemangel deutlich spürbar und hat sich durch die Pandemie noch einmal verschärft. Durch den Wechsel auf eine generalistische Ausbildung buhlen die Träger der Altenhilfe nicht nur untereinander um die Arbeitnehmer*innen, sondern haben mit den Krankenhäusern weitere Konkurrenz dazu bekommen.
Das Anwerben ausländischer Pflegekräfte kann nur eine Antwort auf den leergefegten Arbeitsmarkt sein – wir brauchen aber deutlich mehr Bausteine, um die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in der Pflege zu verbessern und diesen wunderbaren Berufszweig wieder attraktiv zu gestalten. Wir müssen jede Chance nutzen und neue Wege ausprobieren!
Durch die Reform des Pflegeversicherungsrechts, wonach Tarifverträge von den Kostenträgern akzeptiert werden müssen, ist nun eine Rechtsgrundlage geschaffen worden, mit der eine Wochenstundenreduzierung bei vollem Lohnausgleich möglich ist. Aber durchsetzen und umsetzen müssen das die Träger – und damit sind auch wir gefordert. Gerade die körperlichen und psychischen Herausforderungen in diesem Berufszweig lässt viele den Beruf nach ein paar Jahren wechseln. Dem könnte man mit der Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich entgegenwirken und die Gesundheit unserer Mitarbeiter*innen langfristig schonen. Damit würden sich auch die hohen krankheitsbedingten Ausfälle reduzieren.
Daher stellen wir folgenden
Antrag:
1; Die Stadt Augsburg wirkt beim kommunalen Arbeitgeberverband Bayern darauf hin, über die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände mit den Gewerkschaften in Verhandlungen zu treten, um eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich einzuführen.
2; Sollten diese Bemühungen nicht fruchten, wird die Verwaltung beauftragt, in den kommenden Tarifverhandlungen einen Haustarifvertrag mit den Gewerkschaften auszuhandeln, der eine 35-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich im Pflege- und Erziehungsbereich vorsieht.