Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
das Management von Parkraum ist ein drängendes und wichtiges Zukunftsthema für die Stadt Augsburg. Bereits heute ist ein Drittel des Verkehrsaufkommens in deutschen Städten auf Parksuchverkehr zurückzuführen. Die Belastungen durch den Verkehr und die daraus hervorgehenden Emissionen erfordern einen dringenden Handlungsbedarf.
Auf der einen Seite gilt es, Verkehr umzugestalten und dabei den motorisierten Individualverkehr auf andere Verkehrsmittel umzuleiten. Auf der anderen Seite geht es darum, die Parkplatzsuche und -allokation effizienter zu gestalten.
Der Verkehr in deutschen Innenstädten, so auch in Augsburg, wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen; gerade der Wirtschaftsverkehr wird durch die prognostizierte Zunahme des Onlinehandels und einen steigenden Bedarf an häuslicher Pflege weiterwachsen. Hinzu kommt, dass heutige Parkleitsysteme lediglich den Weg in die Parkhäuser anzeigen, allerdings keine Aussagen zu den am Straßenrand befindlichen innerstädtischen Parkplätzen ausweisen. Diese stellen aber letztlich einen beträchtlichen Anteil am Parkangebot einer Stadt dar. Grundlage für ein passgenaues Management des vorhandenen Parkraumes ist es, das Parkraumangebot zu kennen.
Die Probleme können durch ein Parkraummanagement adressiert werden.
Das Parkraummanagement bezweckt eine Steuerung der Nachfrage nach Stellplätzen mit dem Ziel, die Verkehrsbelastung zu reduzieren. So zeigen Maßnahmen für die Innenstädte von beispielsweise Wien, Gelsenkirchen, Köln und Tübingen Wirkung, indem die durchschnittliche Parkplatzsuchzeit massiv reduziert werden konnte.
Ein Parkraummanagement zielt sowohl auf die zeitliche als auch auf die räumliche Beeinflussung der Nutzung des Parkraumangebots. Dazu stehen der Kommune bauliche, organisatorische und verkehrsrechtliche Maßnahmen zur Verfügung.
Die Bewirtschaftung von Parkraum als ein Teil von Parkraummanagement hat sich bereits seit vielen Jahren in den Verkehrskonzepten von Großstädten durchgesetzt. In vielen Städten ist dieses allerdings nicht immer der Fall, da insbesondere dann, wenn diese im ländlichen Raum liegen, das Auto für die Erreichbarkeit eine große Rolle spielt und Parkraum weniger knapp ist. Doch auch für diese Städte werden Chancen einer Parkraumbewirtschaftung in einem Zugewinn an Attraktivität der Innenstadt und als wichtige Einnahmequelle für die Kommunen gesehen. Wichtige Gründe für die Parkraumbewirtschaftung in Städten und Gemeinden sind die Reduktion von Parksuch- und Pendelverkehr, die gerechte Aufteilung des öffentlichen Raumes, die Unterstützung der lokalen Wirtschaft und des Einzelhandels, die Verbesserung der Verkehrssicherheit sowie die Erhöhung der Lebensqualität.
Das Potenzial von einem Parkraummanagement ist unstrittig, allerdings wird es nur selten ausgeschöpft. Als eines der entscheidenden Hindernisse gilt das Fehlen einer flächendeckenden Datengrundlage in den Städten und Gemeinden. Es fehlt an Informationen, die den Parkraum möglichst umfassend und genau beschreiben.
Die Parkraumerfassung ist allerdings die Basis für ein konzeptionelles Parkraummanagement. Dieses wiederum sollte adäquat in den Gesamtverkehrsplan eingepasst sein. Dieser kann ein Instrument sein, mit dem Verkehr geleitet, aber auch vermieden oder verlagert werden kann. Es gilt, die verschiedenen Elemente so aufeinander abzustimmen, dass ein ganzheitliches Konzept vorliegt und eine Fragmentierung der Lösungen vermieden wird.
Zur Parkraumerfassung bietet sich ein zweistufiges Verfahren an:
• In einem ersten Schritt geht es um eine Bestandsaufnahme, d.h. die Bestimmung von generellem Bestand und Kapazität an Parkraum auf der Basis historischer (kommunaler) Daten.
• In einem zweiten Schritt können, soweit möglich, Prognosemodelle eingesetzt und darüber hinaus der punktgenaue Einsatz echtzeitfähiger Methoden verfolgt werden.
So lassen sich, mit gewissen Anstrengungen und unter bestimmten Voraussetzungen, Aussagen zu Parkplatzkapazitäten sinnvoll aus kommunalen historischen Daten ableiten. Um allerdings ein adäquates Parkraummanagement umsetzen zu können, bedarf es Echtzeitaussagen zum Belegungsstatus, die wiederum über privatwirtschaftliche Daten wie z.B. Floating Car Data, visuelle Erhebungen etc. generiert werden können. Durch den Verschnitt von Daten und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz werden auf der Basis von Algorithmen Aussagen mit hoher, mittlerer oder niedriger Wahrscheinlichkeit über die Belegung in einer Parkzone On-Street getroffen.
Daten zum Parkraumangebot können entweder originär erhoben oder alternativ zugekauft werden. Daten aus verschiedenen Quellen können miteinander kombiniert werden, um die Datengrundlage für aufbauende Services zu optimieren. Zu den Methoden, selbst Parkraum zu erheben, zählen insbesondere verschiedene Arten von Sensoren, aber auch Verkehrsdurchfluss- und Durchfahrtsanalysen. Methoden, die auf vorhandenen Daten aufsetzen, können grundsätzlich auf kommunale oder privatwirtschaftliche Daten zurückgreifen.
Folgende Aspekte sind in diesem Zusammenhang relevant:
• Adressierung von Parkraum
Es stellt sich die Frage, welche Kategorie von Parkraum mit der entsprechenden Methode adressiert wird, da nicht jeder Ansatz für alle Kategorien geeignet ist. Die Eignung wird spezifiziert für privaten Parkraum (z. B. Supermarktparkplätze), Off-Street-Parken (z. B. Parkgaragen oder öffentliche Parkplätze mit Toranlage) und On-Street-Parken (z. B. Ticketautomaten).
• Machbarkeit
Wünschenswert sind Lösungen, die sich zügig umsetzen lassen und eine hohe Skalierbarkeit aufweisen, also auch flächendeckend eingesetzt werden können.
• Dynamik
Um möglichst genaue Aussagen zum Parkraumangebot machen zu können bedarf es einer Datengrundlage, die entweder auf Echtzeitdaten beruht oder dynamisch mit Input aktualisiert wird.
In Augsburg gibt es in der Innenstadt aber auch vermehrt in den Stadtteilen z.T. erhebliche Probleme mit Parkraum. Aus diesem Grund ist es unseres Erachtens dringend notwendig, ein datenbasiertes Parkraumüberwachungsmanagement einzuführen.
Aus diesem Grund stellt die SPD/DIE LINKE-die soziale fraktion folgenden
Antrag:
Die Verwaltung wird beauftragt, ein datenbasiertes Parkraummanagement einzuführen.
Mit freundlichen Grüßen