Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
die SPD-Stadtratsfraktion stellt folgenden
Antrag:
- Die Stadt Augsburg etabliert einen Projektversuch von „Balu und Du“ innerhalb der städtischen Strukturen (z.B. Jugendamt, Freiwilligenzentrum, etc.). Dabei muss die Entsendung, Schulung und pädagogische Begleitung der Mentor*innen („Balus“) durch fachlich qualifiziertes Personal erfolgen. Die erforderliche Qualität und Eignung sowohl des Fachpersonals wie auch der Ehrenamtlichen ist dabei sicherzustellen.
- Das Modellprojekt wird begleitet und über die Ergebnisse wird nach einem Probezeitraum von wenigstens einem Jahr berichtet, um zu prüfen, inwieweit und mit welchen Ressourcen das Projekt in Augsburg dauerhaft etabliert werden kann.
- Die erforderlichen Projektmittel sollen ermittelt und für den Haushalt beantragt werden.
Begründung:
Dass das familiäre Umfeld entscheidend prägend für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist, ist uns allen aus eigener Erfahrung bewusst. Aber auch, dass erst Personen außerhalb dieses Umfelds den Kindern und Jugendlichen andere Wege aufzeigen können, die diese im familiären Umfeld allein so nicht vermittelt bekommen. Diese Grunderkenntnisse sind wissenschaftlich gesichert und parteiübergreifend als Basis für gesellschaftliche Entwicklung anzusehen.
Da wir wissen, dass es oft den „Anstoß“ von außen braucht, um Türen zu öffnen, setzt das bundesweit vernetzte Mentoringprogramm „Balu und Du“ genau an dieser Stelle an. Kinder im Grundschulalter (6-10 Jahre), die sogenannten „Moglis“, werden für mindestens ein Jahr von ehrenamtlichen Mentor*innen, den „Balus“, begleitet. Die „Balus“ sind junge Menschen zwischen 17 und 30 Jahren. Sie sind Schüler*innen der gymnasialen Oberstufe oder berufsbildender Schulen, Student*innen oder junge, berufstätige Frauen und Männer.
Die „Balus“ und „Moglis“ treffen sich als 1:1 Tandems über mindestens ein Jahr einmal wöchentlich für einige Stunden zur gemeinsamen Freizeitgestaltung. Bei diesen wöchentlichen Treffen werden durch die gemeinsam gestalteten Freizeitaktivitäten zahlreiche informelle Lernprozesse angestoßen, bei denen das Kind neues Wissen und Fähigkeiten erwirbt und neue Lebenswelten aufgezeigt bekommt, die für seine Entwicklung bedeutend sind. Die Kinder haben niedrigschwellig, regelmäßig und zuverlässig eine erwachsene Person an ihrer Seite, die ihnen hilft, die Fragen und Probleme des Alltags zu beantworten. Dadurch sollen die Kinder die Welt neben der Schule und ihrem häuslichen Umfeld besser kennenlernen und verstehen. So können sich für die „Moglis“ neue Perspektiven eröffnen.
Das Projekt „Balu und Du“ ist bereits in vielen anderen deutschen Städten, u.a. in München und Kempten etabliert (vgl. weiterführend: www.balu-und-du.de). Auch die Schülerinnen und Schüler in Augsburg könnten von dem Projekt sehr profitieren.
Wir sind der Meinung, dass auch die Stadt Augsburg dem Projekt „Balu und Du“ nähertreten und dieses zumindest versuchsweise testen und bei Erfolg (wovon wir ausgehen) in geeigneter Weise dauerhaft etablieren sollte. Die Stadt Augsburg hat bereits sehr gute Erfahrungen mit Mentor*innen wie mit Stadtteilmüttern, Sozialpaten und Change-in. Ob „Balu und Du“ im Bereich des Sozialreferats, des Bildungsreferats oder gar im Referat OB angesiedelt sein wird und über welche Struktur und Qualitätssicherung die Organisation der Freiwilligen „Balus“ am besten erfolgt, kann und sollte von der Verwaltung intern geprüft werden. Wichtig wäre es, dieses Projekt zu beleuchten, die Chancen daraus für Augsburg zu bewerten und einen Versuch zu starten.
Mit freundlichen Grüßen