Psychische Folgen der Corona-Pandemie: Es brennt bei Kindern und Jugendlichen

Seit Jahren steigt die Zahl der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Ein Trend, der sich durch die Corona-Krise noch einmal deutlich verschärft hat. Die Stadtregierung muss endlich handeln.

– Jutta Fiener, sozialpolitische Sprecherin

Kinder und Jugendliche leiden massiv unter den psychischen Folgen von Corona-Pandemie und Lockdown. Psychische Erkrankungen haben nachweislich in dieser Altersklasse stark zugenommen. Die Themen sind hier Anpassungsstörungen, Spielsucht, Burnout, Angststörungen, Suizidalität, Essstörungen – um nur einige zu nennen. Die Zahl derer, die sich etwa aufgrund von Essstörungen behandeln lassen haben, ist im Corona-Jahr 2020 um rund 60 Prozent gestiegen. Auch andere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout haben um rund 30 Prozent zugenommen. Bundesweit verzeichnete man einen Anstieg der psychischen Erkrankungen unter den Sechs- bis 18-Jährigen um 20 Prozent. Die Uniklinik Essen hat eine Studie vorgestellt, dass die Suizidversuche unter Jugendlichen in den letzten beiden Monaten des zweiten Lockdowns im Vergleich zu vorhergehenden Jahren dramatisch angestiegen seien.

Dieser Corona-Anstieg verstärkt einen bereits seit zehn Jahren andauernden Trend, bei dem immer mehr Kinder und Jugendliche in Behandlung müssen. Die Anlaufstellen in Augsburg, die u.a. für die seelische Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen zuständig sind, berichten über einen deutlichen Anstieg von Hilfesuchenden. An den Schulen, in den Kinder- und Jugendpsychiatrien brennt es derzeit überall.

„Die Lage ist ernst und ich setzte mich als sozialpolitische Sprecherin der SPD / DIE LINKE – die soziale fraktion dafür ein, dass bei den verantwortlichen Stellen endlich etwas passiert. Unser Ziel muss sein, psychische Erkrankungen insbesondere durch Psychoedukation zu entstigmatisieren und über Krisen und Suizidalität aufzuklären. Die Bereitschaft, in psychischen Notfallsituationen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, muss dringend erhöht werden. Unser Antrag vom 23. November 2021 sieht daher vor, dass die Augsburger Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit ver-

schiedenen regionalen Akteuren wie Kinderschutzbund, Traumahilfe Netzwerk e.V., AG Suizidprävention, Erziehungsberatungsstellen, St. Gregor Jugendhilfe, Jugendamt (JaS/SaS) und Schulverwaltungsamt ein Konzept für Kinder und Jugendliche erarbeitet. Es liegen bereits ausgearbeitete Suizidpräventionsprogramme vor, dazu zählen Projekte wie „Psyche & Du“ oder „Irren ist menschlich“. Jetzt geht es darum, diese Ansätze zeitnah und systematisch in die Praxis umzusetzen. Die Stadt Dresden zeigt, dass das möglich ist. Dort gibt es ein wissenschaftlich begleitetes und evaluiertes Netzwerk für Suizidprävention (NeSuD).“

Was sind nun also die Eckpfeiler für ein vergleichbares Hilfsprogramm in Augsburg? Unser Antrag gibt der Stadtregierung unter Oberbürgermeisterin Eva Weber eine klare Handlungsanweisung dazu.

„Die Stadtverwaltung soll zeitnah unter Einbezug von regionalen Akteuren ein Konzept erarbeiten, das niedrigschwellige Maßnahmen zur Prävention von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen aufzeigt. Gewissermaßen ein Leitfaden für die Praxis. In einem weiteren Schritt muss an Schulen und Einrichtungen der Jugendhilfe Psychoedukation etabliert werden, um Kinder und Jugendliche über psychische Erkrankungen und Suizidalität aufzuklären und ihnen vorhandene Hilfsangebote zu vermitteln – bevor etwas passiert. Ein wichtiger Baustein dazu ist die Entwicklung eines übersichtlichen Internetportals für die Zielgruppe, das anonym, kostenlos und leichtverständlich Informationen zu psychischer Gesundheit sowie passende Hilfsangebote bei psychischen Erkrankungen bietet. Als sozialpolitische Sprecherin erwarte ich von der Stadtregierung zeitnah und regelmäßig in den zuständigen Ausschüssen einen Bericht über den aktuellen Stand des Konzeptes sowie inhaltliche Überlegungen dazu. Wir haben keine Zeit für Bürokratie. Es wird Zeit, dass wir handeln!“ so Jutta Fiener abschließend.

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