Am Montagabend, den 04.07.2022, fand der Frauenempfang der SPD / DIE LINKE – die soziale fraktion statt. Unter der Überschrift „Gibt es eine geschlechtergerechte Stadtplanung?“ diskutierte Stadtforscherin Dr. Mary Dellenbaugh-Losse im Brunnenhof des Zeughauses mit unseren Stadträtinnen Tatjana Dörfler und Anna Rasehorn sowie rd. 50 Gästen ihre Kernaussagen.
Dr. Dellenbaugh-Losse nannte in ihrer Einführung vier Schwerpunkte, auf die die Stadtplanung in Zukunft stärker achten sollte, um städtische Räume für alle gleichermaßen sicher und nutzbar zu machen.
- Das subjektive Sicherheitsempfinden von Männern und Frauen auch in Abhängigkeit vom Alter
- Die Vereinbarkeit von bezahlter Arbeit und unbezahlten Tätigkeiten (Kinderbetreuung, Haushalt, Einkaufen, Pflege von älteren Angehörigen, o.ä.)
- Zugänglichkeit der öffentlichen Infrastruktur (z.B. mit Kinderwagen)
- Angemessene und adäquate Angebote (öffentlicher Infrastruktur, Freizeiträume)
Sie betonte dabei, dass Frauen und Männer öffentliche Räume teils völlig unterschiedlich wahrnehmen.
Die Referentin deklinierte die genannten Schwerpunktthemen schließlich im Hinblick auf ihre Bedeutung bei der Stadtplanung, etwa in Grünanlagen, bei öffentlich Toiletten oder der Gestaltung von Straßen und Plätzen durch und zeigte anhand von Bildern aus europäischen Städten good- und bad-practice-Beispiele auf.
In der anschließenden Diskussion machten sowohl die Teilnehmer*innen als auch die Referentin deutlich, dass die Stadtplanung insbesondere der 1960er bis 1980er Jahre aus der Perspektive der klassischen Rollenaufteilung erfolgte.
„In Anbetracht sich ändernder Geschlechterrollen ist es deshalb ein wichtiges Anliegen unsere Städte geschlechtergerecht zu denken. Bei der anstehenden Stellenbesetzung der Leitung des Baureferats in Augsburg, werden wir dieses dieses Thema auf die Agenda setzen. Schnell werden die gewachsenen
und durch die männliche Perspektive geprägten stadtplanerischen Elemente sich nicht ändern lassen“, so Stadträtin Anna Rasehorn.
Stadträtin Tatjana Dörfler ergänzt: „Es geht vielmehr um das Anstoßen von entsprechenden Prozessen und das Aufzeigen, dass eine geschlechtergerechte Stadtplanung für alle Vorteile bietet. Helle, breite Unterführungen; helle, barrierefreie Toiletten und Wickelmöglichkeiten auch auf Männertoiletten; Freizeit- und Spielräume, die sich auch an Mädchen richten. Bei all diesen Punkten sind nicht nur die jeweiligen Einrichtungen selbst zu bedenken, sondern auch die Wegebeziehungen und Erreichbarkeit. Gerade diese sind für den Aspekt „Sicherheit und subjektives Sicherheitsempfinden“ von großer Bedeutung.“